Der Ausbau der erneuerbaren Energien stellt vermutlich das größte Infrastrukturprojekt des 21. Jahrhunderts dar. Um die CO2-Emissionen unserer Gesellschaft nachhaltig zu reduzieren und die negativen Folgen des Klimawandels einzudämmen, ist die Nutzung erneuerbarer Energien unverzichtbar. Der Großteil der künftig benötigten regenerativen Energie wird durch Solar- und Windkraftanlagen erzeugt werden. Um ausreichend Solar- und Windstrom zu generieren, ist der Bau zahlreicher Solar- und Windparks in den kommenden Jahren unumgänglich. Ein bedeutender Anteil der erforderlichen Anlagen muss dabei auf Flächen errichtet werden, die sowohl landwirtschaftlich genutzt werden als auch als Lebens- und Erholungsraum für Mensch und Natur dienen.
Häufig werden wir mit der Befürchtung konfrontiert, dass Solarparks negative Auswirkungen sowohl auf die Landwirtschaft als auch auf die Flora und Fauna in Deutschland haben könnten. In diesem Blogbeitrag setzen wir uns daher mit den potenziellen Einflüssen von Freiflächen-Solaranlagen auf die deutsche Landwirtschaft und die hiesige Flora und Fauna auseinander.
Solarenergie & Landwirtschaft
Viele Landwirte in Deutschland betrachten Solarparks nicht nur aufgrund der Flächeninanspruchnahme mit einer gewissen Skepsis. Tatsächlich bieten jedoch erneuerbare Energien und insbesondere Solarparks der deutschen Landwirtschaft viele Vorteile.
Ein allgemeiner und besonders relevanter Vorzug erneuerbarer Energien, der nicht nur für Landwirte gilt, besteht darin, dass diese eine deutlich höhere Wertschöpfung der Energieerzeugung in Deutschland ermöglichen.
Durch die Nutzung von Kohle-, Gas- oder Atomkraft profitiert die deutsche Wirtschaft nur in geringem Maße von der Wertschöpfung der Stromerzeugung. Profitiert haben in der Vergangenheit z.B. australische oder kanadische Konzerne (Steinkohle & Uranbrennstäbe) oder russische Oligarchen (Gas) bzw. arabische Königsfamilien (Öl). Wir haben in Deutschland keine nennenswerten Vorkommen dieser Energieträger oder wollen diese - zu Recht - nicht nutzen, da die Auswirkungen auf die Umwelt in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen (Stichwort Fracking).
Sonne und Wind hingegen, können in wir in Deutschland wirtschaftlich effizient und nachhaltig mit erheblich geringeren Umweltauswirkungen nutzen.
Natürlich profitiert auch die deutsche Wirtschaft nicht in vollem Umfang von der Wertschöpfung der Stromerzeugung durch Solar- und Windenergie. So werden Solarmodule z.B. größtenteils in China gefertigt. Allerdings zeigt gerade das Beispiel der Landwirtschaft, dass dennoch eine deutlich höhere Wertschöpfung der deutschen Wirtschaft und insbesondere der Landwirtschaft zugutekommt.
Etwa die Hälfte, der bis 2040 benötigten Photovoltaik-Energie soll durch Freiflächen-Solaranlagen generiert werden. Ein Großteil dieser Anlagen wird auf landwirtschaftlichen Flächen errichtet werden müssen (Warum das so ist und wie hoch der Flächenbedarf genau ist erfahren Sie hier). Für die Nutzung dieser Flächen erhalten Landwirte als Grundstückseigentümer deutlich höhere Pachteinnahmen als sie durch konventionelle Landwirtschaft generieren könnten. Im Durchschnitt erzielen Ackerbaubetriebe einen Gewinn von ca. 500 € pro Hektar im Jahr, dabei beträgt der Anteil von Agrar-Subventionen am Gewinn im Mittel 55 %. Aktuell liegen Pachtpreise für Solarflächen bei 2000 € bis 5.000 € pro Hektar. Der Gewinn, den Landwirte pro Hektar bei Solarnutzung erzielen können, ist also bis zu zehnmal höher als bei konventioneller Landwirtschaft und das ganz ohne Rückgriff auf Subventionen. In unserem Blogbeitrag zum Flächenbedarf für Solarparks haben wir dargelegt, dass bis 2040 maximal 0,84 % bzw. etwa 140.000 Hektar der landwirtschaftlich genutzten Flächen Deutschlands durch Solarparks in Anspruch genommen werden. Bei einem durchschnittlichen Pachtpreis von 2.500 € und einer üblichen Pachtlaufzeit von 20 Jahren könnten so in den kommenden Jahren 7 Milliarden Euro an Pachteinnahmen an Grundstückseigentümer, vornehmlich Landwirte, ausgezahlt werden. Das entspricht einer Steigerung von 5,6 Milliarden Euro gegenüber der Einnahmesituation durch konventionelle Landwirtschaft auf diesen Flächen.
Aus wirtschaftlicher Perspektive sind Solarparks für die Landwirtschaft somit ein erheblicher Gewinn. Die hohen Einnahmen durch Pachtzahlungen können zur wirtschaftlichen Stärkung der gesamten Landwirtschaft beitragen. Zusätzlich werden über 700 Millionen Euro an Agrar-Subventionen „frei“ und könnten anderweitig der Landwirtschaft zugutekommen.
Agri-PV, Bodenerosion & Bodenruhe
Für einige Bereiche der Landwirtschaft stellen Solaranlagen sogar einen besonderen Nutzen dar: Bei so genannten Agri-PV-Anlagen wird unter oder zwischen den Solarmodulreihen zusätzlich Landwirtschaft betrieben. Agri-PV eignet sich besonders gut zur Freilandhaltung von Hühnern, da die Module Schatten spenden, ein schnelles Austrocknen der Flächen verhindern und Schutz vor Fressfeinden bieten. Aber auch im Anbau von Himbeeren und anderen Pflanzen können Solarparks und landwirtschaftliche Nutzung äußerst nützliche Symbiosen schaffen.
Neben den wirtschaftlichen Vorteilen bieten Solarparks der Landwirtschaft auch weitere Vorteile. Freiflächen-Solaranlagen können so gestaltet werden, dass sie Erosion und Wasserabfluss minimieren. Das kommt sowohl dem Boden als auch der umliegenden Fauna zugute.
Solarparks haben außerdem positive Auswirkungen auf die Bodenqualität. Solaranlagen können nach Ende der Betriebszeit problemlos zurückgebaut werden und die Flächen können anschließend ohne Einschränkungen wieder landwirtschaftlich genutzt werden. Dadurch dass die Flächen in der Betriebszeit der Solaranlage nicht oder nur in geringem Umfang landwirtschaftlich genutzt werden, können sich die Böden „erholen“.
Auswirkungen von Solarparks auf Flora und Fauna
Die landwirtschaftlich genutzten Flächen in Deutschland erfüllen nicht nur wirtschaftliche Funktionen. Sie nehmen mit etwa 16,6 Millionen Hektar fast die Hälfte der deutschen Landesfläche ein und stellen somit einen bedeutenden Lebens- und Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen dar. Daher ist es wichtig, potenziell negative Auswirkungen von Solarparks auf die Flora und Fauna in Deutschland zu überprüfen bzw. zu untersuchen.
Freiflächen-Solaranlagen sind auf landwirtschaftlichen Flächen keine Neuheit. Seit vielen Jahren nutzen wir sie zur Energieerzeugung, und fast ebenso lange werden ihre Auswirkungen auf Flora und Fauna erforscht. In einer Studie hat der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) 75 Solarparks in Deutschland im Hinblick auf die Biodiversität untersucht. Die Wissenschaftler kommen zu eindeutigen Ergebnissen:
Solarparks fördern in hohem Maße die Biodiversität. Standorte, auf denen Solarparks errichtet wurden, zeigen ausnahmslos eine höhere Artenvielfalt als zuvor.
Bei entsprechender Pflege können Solarparks auf landwirtschaftlich genutzten Flächen Blütenhorizonte schaffen und somit als Nahrungsquelle für nektarsuchende Insekten dienen. Damit fungieren sie als Rückzugsorte für Arten in landwirtschaftlich geprägten Gebieten.
Darüber hinaus können Freiflächen-Solaranlagen sogar positive Auswirkungen auf angrenzende Gebiete in der Umgebung haben. So nutzen etwa Brutvögel angrenzender Flächen die Solarparks vermehrt zur Nahrungssuche.
Solarparks dienen als Rückzugsgebiete für diverse Tierarten der Agrarlandschaft, einschließlich Vögeln, Säugetieren und verschiedenen Insektengruppen.
Da Solarparks weitgehend frei von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln sind, tragen sie insbesondere in intensiv genutzten landwirtschaftlichen Gebieten wesentlich dazu bei, dem Insektensterben entgegenzuwirken.
Die Studie betont zudem, dass die positiven Effekte besonders bei flächengroßen Solarparks zum Tragen kommen. Solche Anlagen können ausreichend große Habitate schaffen, die den Erhalt und die Entwicklung von Populationen, z.B. von Zauneidechsen und Brutvögeln, ermöglichen. Insbesondere trifft dies zu, wenn die Solarparks in einer intensiv landwirtschaftlich genutzten Umgebung liegen. In keinem der 75 untersuchten Solarparks konnten negative Auswirkungen auf die Biodiversität festgestellt werden.
Ähnliche Schlussfolgerungen zieht der Naturschutzbund (NABU), der World Wide Fund for Nature (WWF) und das Fraunhofer Institut. Auch viele weitere, teils internationale, wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen diese Ergebnisse. In einem Solarpark in North Carolina etwa siedelten sich innerhalb von zwei Jahren nach dessen Errichtung 40 neue Pflanzenarten an. Der internationale Forschungsstand ist eindeutig: Solarparks beeinträchtigen die Biodiversität nicht, sondern bereichern insbesondere in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten die Flora und Fauna teils enorm.
Fazit
Freiflächen-Solaranlagen sind sowohl für die deutsche Landwirtschaft als auch für die Flora und Fauna ein Gewinn. Die Landwirtschaft profitiert durch hohe Pachtzahlungen und erfährt insgesamt eine deutliche wirtschaftliche Stärkung. Deutlich mehr als 5,6 Milliarden Euro zusätzliche Einnahmen werden der Landwirtschaft in den kommenden Jahren durch Solarparks zugutekommen. Zusätzlich können Freiflächen-Solaranlagen weitere positive Effekte auf die Landwirtschaft haben. Bodenruhe oder Doppelnutzung mit Agri-PV sind neben den hohen Einnahmen zwei weitere Argumente für die Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen zur Stromerzeugung durch Solaranlagen.
Darüber hinaus belegen wissenschaftliche Studien eindeutig, dass nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt von Freiflächen-Solaranlagen profitieren. Dies ist insbesondere der Fall, wenn die Solarparks in einer agrarisch geprägten Umgebung errichtet werden, wie sie in Deutschland größtenteils vorherrscht. Solarparks dienen hier bereits jetzt als hochwertiger Rückzugsort für die Tier- und Pflanzenwelt.
Die größte Bedrohung für die deutsche Landwirtschaft und unsere Biodiversität geht letztendlich vom Klimawandel aus. Solaranlagen stellen daher nicht nur ein Mittel dar, um dessen Auswirkungen einzudämmen, sondern bringen, wie wir gesehen haben, auch weitere positive Effekte für Mensch, Natur und den Wirtschaftsstandort Deutschland mit sich.
Wir legen in unsere Solarparks einen hohen Wert auf eine die Flora und Fauna fördernde Gestaltung der Solaranlagen und verfolgen die aktuellen Möglichkeiten und Trends um unsere Solarparks zu einem noch besseren Lebensraum für Pflanzen und Tiere zu machen.
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